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VB

VB wurde während des Krieges 1942 in Paris, Avenue de la République 5, durch MM. Vollon und Brun gegründet. Durch die Namensähnlichkeit mit der Marke 'V.B.' bzw. 'VÉBÉ' entstehen immer wieder Verwechselungen mit diesem Hersteller von Blechspielwaren.

1   Gleissystem 

Dem deutschen Modellbahner ist VB eigentlich nicht unbekannt, denn die Firma Märklin erwarb Anfang der 50er Jahre eine Lizenz für das von VB seit etwa 1950 produzierte Gleissystem mit Böschungskörper und Mittelschiene. Anstelle des von VB verwendeten Schwellenbandes setzte Märklin allerdings Segmentplatten mit Schwellennachbildungen aus Kunststoff von unten in die Böschungskörper ein. In diese wurden dann Punktkontakte eingesetzt, die durch einen verdeckt laufenden Blechstreifen verbunden waren. Die Idee der Punktkontakte ging auf eine Veröffentlichung von E.W. Johnson zurück, in der eine englische Klubanlage mit diesem System vorgestellt wurde. Auch die französische Firma PMP verkaufte ihre Zugpackungen von 1946-54 mit VB Gleisen. Das VB Gleis war ein echtes 3 Schienengleis, d.h. die äußeren beiden Schienen waren elektrisch voneinander isoliert (wie Trix Gleise). Allerdings wurde dies nicht für den Betrieb von VB Lokomotiven genutzt.

2   Kleinserienproduktion 

Von 1947-55 stellte VB Güterwagen in sehr guter Modellqualität aus Presspan (Grundform, Wagenkasten) und anderen Materialien wie Messing, Stahl, Holz, Papier, usw. her ('Série maquette'). Diese ersten Güterwagen wurden von Hand in sehr kleiner Anzahl hergstellt. 1956 erschienen die Güterwagen der 'Série industrielle' in Druckgußtechnik (Zamac => 'Wagons métal léger'), 1957 wurden die ersten Plastikmodelle (Inox Reisezugwagen) vorgestellt. Auch (einige wenige) Güterwagen wurden noch mit Kunststoffgehäusen versehen.

Als Ladegut dienten Kabeltrommeln, Transformatoren, Ölfässer aus Presspan oder Holz, Flugzeuge von Solido, PKWs von Norev, LKWs von Matchbox und anderen Lieferanten. Beschriftung und Ladegut der Güterwagen wechselten häufig. Im Laufe der Jahre sollen über 1000 verschiedene Ausführungen entstanden sein.

3   Sortimentsbahn 

Einen großen Schritt in Richtung Sortimentsbahn wagte man 1955 mit der ersten Lok, der Elektrolok BB 9001 in 3-Schienen-, 2-Leiter-Gleichstrom (20 V) Technik. 1957 folgte eine weitere Elektrolok, die BB 9211, zu Weihnachten 1958 der Triebwagen Z 5100 SNCF und 1960 eine Diesellok CC 65000 (060 DB). 1960 befand sich noch eine große Schlepptenderlok 141 R in Planung. Die Triebfahrzeuge beeindrucken durch ihre ruhigen Laufeigenschaften und ihr hohes Gewicht. Die BB 9001 wiegt mit einem Motor 620 g, die zweimotorige Version sogar 740 g. Lokomotiven und Wagen wurden auch als Bausatz angeboten.

1960 wurden alle Triebfahrzeuge sowohl für das bisherige 3-Schienengleis mit 20 V Motoren als auch für 2-Schienen-, 2- (Außen-) Leiter-Gleichstrom (12 V) Technik angeboten.

VB Produkte wurden nach Belgien, Italien, in die Schweiz und nach Canada exportiert. Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre wurden VB Güterwagen sogar über ein Geschäft in Boston in den USA angeboten. Belege dafür sind Anzeigen dieses Bostener Geschäfts sowie Preislisten von VB mit Angaben in Dollar. Im Sortiment befanden sich 24 verschiedene 2-achsige Güterwagen, 14 Waggons mit Drehgestellen sowie Gleise. Ende der 50er Jahre wurde VB im europäischen Ausland durch Fulgurex vertreten (z.B. auch auf der Nürnberger Spielzeugmesse 1959 und 1960, siehe die Miba Messehefte dieser Jahre). Zumindest Ende der 50er Jahre wurden ein Teil der Güterwagen, Personenwagen und Lokomotiven auch als Bausatz angeboten.

4   Übernahme durch Lines Bros. 

Anfang 1960 wurde VB durch die englische Firma Lines Bros. aufgekauft. Lines Bros. (zu deren Konzern u.a. die englische Modellbahnmarke Tri-ang gehörte) suchten zu dieser Zeit einen Einstieg in den kontinentalen Markt, der gegenüber England durch die Bildung der Europäischen Gemeinschaft (EG) abgeschottet war. In Frankreich wurden deshalb mehrere Modelleisenbahnmarken (u.a. auch JEP) auf ihre Eignung für eine Übernahme untersucht, schließlich aber VB in Paris aufgekauft. Verhandlungspartner auf der Seite von VB war der damalige Besitzer M. Robin. Richard Lines berichtet, daß man sich nach einem Fabrikrundgang sehr schnell beim anschließenden Lunch über den Verkauf einigte.

Die Fabrikationsstätte von VB in Paris soll nach den Worten von Richard Lines mehr einem 'Cottage' als einer modernen Fabrik geglichen haben. Anfang 1960 wurde mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte in Calais begonnen. Lines Bros. wollte von dort sein Modellbahnsortiment in 00/H0 für den Kontinent aufbauen (neben der Produktion weiterer Spielzeuge von Lines Bros. wie Scalextric und Frog Aircraft). Außerdem wollte man in den Markt mit Modellbahnen der Spurweite TT einsteigen. Ob die Produktion von VB Modellen noch in Calais aufgenommen wurde, ist allerdings unklar. 1961 sollen noch VB Modelle in Paris produziert worden sein. Gerüchten zufolge fehlte es in Calais an erfahrenen Facharbeitern für den Zinkdruckguß. Weder M. Robin noch die Arbeiter wollten nach Calais übersiedeln. Zudem wurden die meisten Materialien für die Produktion der VB Modelle aus dem Großraum Paris bezogen. Jedenfalls konnte die Produktion in Calais erst Ende 1962 aufgenommen werden. 1960/61 wurde VB noch in den Jahresberichten von Lines Bros. als Tochterunternehmen aufgeführt.

Nach der Übernahme durch Lines Frères, so der Name des französischen Tochterunternehmens, gab es auch Veränderungen im Sortiment. Zum einen wurde die Produktion von Triebfahrzeugen für das 3-Schienengleis mit 20 V Motoren eingestellt. Zum anderen gab es 1960/61 verschiedene Kataloge, in denen neue Modelle angekündigt wurden. Als erstes Modell zur Erweiterung des bestehenden VB-Sortiments wurde schon 1960/61 eine 131 TB (2-6-2 im englischen System) 2-Schienen-, 2-Leiter-Gleichstromtechnik (12 V) angekündigt. Dieses Modell war als direktes Konkurrenzmodell zur 131 TB von Hornby-Acho geplant (die Acho Lok wurde im Januar 1960 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vorgestellt). Beim Anblick des geplanten Modells könnte man sogar von einem Plagiat sprechen. Allerdings wurden Planung, Entwurf und Fertigung der Formen dann doch von England aus dirigiert und das endgültige Modell hat weder mit dem Hornby-Acho Modell, noch mit dem Vorbild allzu große Ähnlichkeit. Ein Grund dafür dürfte die Vorgabe gewesen sein, daß (aus Kostengründen) das Fahrwerk des Tri-ang Modells R59 verwendet werden mußte. Außerdem sollte die Puffer- und Kupplungshöhe zu den englischen Tri-ang Modellen in 00 (= 1/76) passen. 5000 Chassis der R59 lieferte Tri-ang nach Calais. Ende 1962 wurde das Projekt jedoch von England aus gestoppt und die Teile nach England zurückgebracht. Die Lok wurde dann als R653 'Continental Prairie Tank' in das englische Tri-ang Sortiment eingereiht.

Die zweite Erweiterung der existierenden VB Produktpalette war ein VB Schwerlastwaggon beladen mit einer Atombombe aus dem Tri-ang "Space Battle" Sortiment. Als eins der letzten 'echten' VB Modelle erschien 1960 noch ein Schlafwagen "Wagon Lits Type P".

Im August 1961 gab es eine neue Preisliste, in der das Ende der Produktion für die 12 V, 2-Gleis Lokomotiven angekündigt wurde. 1962 wurde bei Lines Bros. in England dann die Entscheidung getroffen, in Calais keine Modelleisenbahnen in 00/H0 mehr zu produzieren und die Marke VB zu verkaufen. Die unterschiedlichen Philosophien der beiden Unternehmen, VB mit kunsthandwerklicher Produktion gegenüber Tri-ang mit industrieller Massenproduktion, waren offensichtlich nicht miteinander vereinbar.

'Opfer' dieser Entscheidung war auch ein zweites Modell, das ursprünglich in Calais hergestellt werden sollte. Obwohl es im Sortiment von VB bereits einen Fourgon gab, wurde in England ein zweiter Fourgon für Calais geplant. Nach Aufgabe der Modellbahnpläne für Calais wurde dieses Modell als R262 in das Tri-ang Sortiment eingereiht.

Kataloge und Preislisten aus dieser Zeit sind nicht bekannt.

Im Jahr 1963 übernahm Lines Bros. die Meccano Hornby Gruppe und damit auch deren französische Tochter Meccano Paris mit dem Konkurrenzprodukt Hornby Acho. Meccano übernahm das Werk in Calais und verlegte die Produktion der Acho Bahnen dorthin. Damit endete die Geschichte der VB Modelle endgültig.

PS. Auch Hornby Acho hatte einen Fourgon im Sortiment (von SMCF übernommen) ...

5   Nachspiel: Modelle von Daniel Lejeune 

Daniel Lejeune, ein passionierter Fotograf und enthusiastischer Sammler von VB, erwarb einen Teil der Formen der ursprünglichen VB Modelle und produzierte diese von 1965-69 in Kleinserie weiter. Die Modelle der Güterwagen aus dieser Periode sind von den ursprünglichen VB-Modellen nicht zu unterscheiden. Dazu kamen einige Waggons in neuer Bemalung und/oder neuer Beladung. Bemerkenswert sind die beiden BB 9211 'Capitole' und 'Mistrale', da beide als BB 921 beschriftet sind sowie ein Mittelwagen für den Triebwagen Z 5100, der aus 2 zersägten Steuerwagen zusammengeklebt wurde.

Kataloge

Artikelliste

Tri-ang TT

6   VÉBÉ (V.B.) 

Die Firma VB, Hersteller feiner Modelleisenbahnmodelle, sollte nicht mit den Marken V.B. oder VÉBÉ, Hersteller von Blechspielzeug, verwechselt werden. Etwa 1919 kaufte Victor Bonnet, ein Bruder von Cyrille Bonnet (Generalmanager der SIF -> JEP) die Firma 'F. MARTIN' und änderte den Namen in 'V.B. et Cie., successeur Fernand MARTIN'. In den späten 30er Jahren wurde die Firma nochmals in 'BONNET FRÈRES SUCCESSEURS' umbenannt. Unter der Marke 'VÉBÉ' wurden Spielwaren aus Blech (ähnlich den Produkten von Joustra) hergestellt, unter anderem auch eine sehr einfache Stromlinienlok als Bodenläufer. Die letzten Produkte erschienen Mitte der 50er Jahre.

Quelle: Argus de la miniature 178, Mars/Avril 1996

7   Literatur 

Bücher

  • The Trains on Avenue de Rumine; New Cavendish Books 1982
  • Encyclopedie du Train-Jouet français; Editions du Collectionneur 1993
  • The Story of Rovex - Vol. 1; New Cavendish Books 2001
  • Hommage an die Fünfzigerjahre; Eigenverlag 2011
  • VB, la grande marque des petits trains; LR Presse 2018

Zeitschriften

  • Dans les vitrines et sur les rayons; Modèles Ferroviaires, 4/1950, S. 90-92
  • Pour un catalogue des modeles reduits ferroviaires francais a l'echelle H0; Loco Revue, 285/1968, S. 297-300
  • VB; Loco Revue, 288/1968, S. 437-440
  • VB; Loco Revue, 289/1968, S. 489-492
  • VB; Loco Revue, 292/1969, S. 85-88
  • 1960: Tri-ang et le duel ephemere des petites echelles; Loco Revue, 443/1982, S. 862-867
  • VB, firme francaise prestigieuse; Loco Revue, 546/1992, S. 179-181
  • VB, première acte; Loco Revue, 547/1992, S. 302-304
  • VB, deuxième acte; Loco Revue, 548/1992, S. 364-367
  • VB, troisième acte; Loco Revue, 549/1992, S. 432-434
  • VB, quatrième acte; Loco Revue, 550/1992, S. 526-528
  • VB, cinquième acte; Loco Revue, 551/1992, S. 617-619
  • VB, sixième acte; Loco Revue, 552/1992, S. 665-667
  • VB, septième acte; Loco Revue, 553/1992, S. 754-756
  • VB, huitième acte; Loco Revue, 554/1992, S. 832-835
  • VB, un épilogue anglais; Loco Revue, 555/1993, S. 30-33
  • Wagons VB en carton en H0; La Vie du Jouet (Zeitung), 10/1996, S. 27-29
  • Modellbahnen aus Frankreich; Spielzeug Revue, 3/2000, S. 68-70
  • Trains VB: du jouet au modelisme; La Vie du Jouet (Zeitung), 68/2001, S. 26-34
  • VB (Lines Freres) - a rare breed BUT; TCS News, 116/2001, S. 18-19
  • VB (Lines Freres) - a rare breed BUT; TCS News, 118/2001, S. 22-23
  • VB (Lines Freres) - a rare breed BUT; TCS News, 119/2002, S. 16-17
  • VB (Lines Freres) - a rare breed BUT; TCS News, 120/2002, S. 22-24
  • VB (Lines Freres) - a rare breed BUT; TCS News, 121/2002, S. 18-20
  • VB (Lines Freres) - a rare breed BUT; TCS News, 122/2002, S. 22-23
  • Trains Mistral sur réseau H0; La Vie du Jouet, 101/2004, S. 22-27
  • Some More Notes About VB; TCS News, 130/2004, S. 16-17
  • Trains H0 à Chartres; La Vie du Jouet, 112/2005, S. 40-41
  • Insel-TT; TT Total, 1/2009, S. 12-21
  • Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg; Loki, 4/2012, S. 28-31
  • Die Firma Vollon et Brun; Loki, 6/2012, S. 76-79
  • Les systèmes trois rails; Loco Revue, 835/2017, S. 76-81
  • L'Attelage, ce Casse-Tête des temps anciens; Loco Revue, 839/2017, S. 108-113
  • Comme en 1960, avec VB et les fabricants francais; Loco Revue, 841/2017, S. 102-113
  • VB, illustre marque francaise de petits trains; Loco Revue, 849/2018, S. 74-79
  • Overview of Makers of older H0 Passenger cars from France; Train Collector, No. 53 (December 2019), S. 27-29
  • BB MTE - Les emblématiques 9200; Loco Revue, 868/2019, S. 74-79

Internetverweise

7.1   Weitere Referenzen 

  • Clive Lamming; 3000 modèles réduits ferroviaires - Tome 1; Milan 1996
  • Clive Lamming; 3000 modèles réduits ferroviaires - Tome 2; Milan 1997
  • RMA, verschiedene Kataloge 1955-62
  • Articles de Loco-revue « catalogues des modèles réduits ferroviaires français à l'échelle HO » de D. Lejeune parus dans les numéros 288, 289, 292, 304, 306 et 308
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